04/02 (Hamburg)

13/02 (Marseille)


Bach im Spiegel Frankreichs

Hans Bäßler (Hamburg) spielt Bach-Bearbeitungen des großen französischen Organisten André Isoir (1935-2016)

© Hans Bäßler
© Hans Bäßler

Sinfonia D-Dur BWV 29

Air aus der Orchestersuite D-Dur BWV 1068

„Mein gläubiges Herze“ aus der Kantate BWV 68

Präludium und Fuga aus der Sonate für Violine g-Moll BWV 1001

Concerto für 4 Cembali  A-Moll BWV 1065

 

Das hätte man sich vor 100 Jahren kaum träumen lassen: Dass sich die deutsche und die französische Orgelkunst so sehr aufeinander zubewegen würden, wie man es heute auch bei distanzierter Betrachtung konstatieren muss. Reger in Frankreich: Undenkbar! César Franck in Deutschland? Bitte nur in kleinster Auswahl!

Und dann das: Seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wurden (auch in Hamburg!) immer häufiger Orgeln gebaut, die sich an den französischen Cavaille Coll-Orgeln und ihrem mächtigen wie warmen Klang orientieren. Und umgekehrt sind die bedeutendsten Bach-Gesamtaufnahmen (so von Alain, Chapuis oder Isoir) in Frankreich entstanden. Dieses gegenseitige Begegnen, ohne die jeweils andere Kultur fraglos zu adaptieren, hat auch einen kulturpolitischen Sinn: Es ist ein Aufeinander-Hören, das kulturelle Gräben abbaut und wurde (nicht nur: Orgel-)Kultur damit zugleich zum Seismographen einer veränderten Politik insgesamt.

Im Programm erklingen eigene Bach-Bearbeitungen des 2016 verstorbenen André Isoir, der einerseits so gut wie alle französischen Komponisten der vor- wie der nachrevolutionären Epoche, andererseits aber auch das Gesamtwerk Bachs (einschließlich der "Kunst der Fuge“) aufgenommen hat. Seine in Deutschland bislang kaum wahrgenommene dreibändige Sammlung „L’art de la Transcription“ ist ein Musterbeispiel dafür, wie man behutsam mit einzelnen Kantaten, Instrumental- und Orchestersätzen ganz nah an der barocken Intention entlang Übertragungen auf ein einzelnes Instrument übertragen kann, indem er die Kompositionsprinzipien des Thomaskantors übernimmt. Diese Bearbeitungen stellen sich ganz in den Dienst der Werke, sie wollen nichts willkürlich-Eigenes hinzufügen, sondern Bach dienen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass diese dienende Funktion als Modell für Kulturpolitik überhaupt dienen könnte? 

 

André Isoir war Preisträger zahlreicher Orgelwettbewerbe, seit 1973 Titularorganist von Saint-Germain-des-Prés, Paris, sowie Professor für Orgel an verschiedenen französischen Musikhochschulen. International berühmt wurde er durch seine etwa 60 CD-Produktionen, wobei die Gesamtaufnahmen der Orgelwerke und der „Kunst der Fuge“ von Johann Sebastian Bach sowie von César Franck zu einer Art „Benchmark“ gegenwärtiger Interpretationskunst wurden. 

 

Organist:

Prof. Dr. Hans Bäßler

Seniorprofessor

Hochschule für Musik und Theater Hamburg

 

Sonntag, 4. Februar 2018, Christuskirche Othmarschen, Roosens Weg 28, Hamburg, 17 Uhr, Eintritt 10 Euro / erm. 6 Euro

Dienstag, 13. Februar 2018, Notre-Dame-du-Mont, 1 Rue de Lodi, F - 13006 Marseille, 12.30 Uhr